Fachhochschulen

Erst Mitte der 1990er Jahre nahmen Fachhochschulen in Österreich ihren Studienbetrieb auf. Einige Jahre später starteten dann auch die ersten medienbezogenen Hochschulausbildungen mit starker Anlehnung an die Praxis: Seit 2002 gibt es in Graz einen FH-Studiengang, der Journalistenausbildung mit PR und Unternehmenskommunikation verbindet, 2003 hat sich in Wien „Journalismus und Medienmanagement“ etabliert.
Das Modell FH war insbesondere für die überfällige Professionalisierung der Journalismusausbildung mit Eröffnung von akademischen Optionen gut geeignet. Die beschränkte TeilnehmerInnenzahl ermöglicht Arbeit in kleinen Gruppen, praxisnahe Übungen, Verbindung mit Medienunternehmen in Berufspraktika und eine Vorauswahl der Studierenden nach Talenten bei Assessment-Centern.
Die ersten journalistischen FH-Studiengänge wurden noch als achtsemestrige Studien mit Diplomabschluss gegründet. Dieses System wurde mittlerweile umgestellt auf Bachelor (sechs Semester) mit anschließendem Master-Programm (vier Semester). Ursache dieser Veränderung ist der europäische Bologna-Prozess: Durch die neue Struktur und die Einführung des ECTS-Punktesystems sollten Ausbildungen auch international besser vergleichbar und Studierende mobiler werden.
Das FH-Studium ist zugleich verschulter als die Ausbildung an Universitäten, bei den Lehrveranstaltungen besteht Anwesenheitspflicht, oft muss ein Pflichtpraktikum absolviert werden. Die Studien enden mit B.A.- und M.A.-Abschlüssen, der Anschluss eines Dissertationsstudiums an einer Universität ist möglich. Fachhochschulen können selbst entscheiden, ob sie Studienbeiträge einheben oder nicht. Die meisten verlangen eine Gebühr von 363,36 Euro pro Semester (Stand: 2016).

Fachhochschule Wien (FHW):
Mit dem sechssemestrigen FH-Studiengang „Journalismus und Medienmanagement“ an der FHW gab es ab Herbst 2003 die erste hochschulgebundene und praxisbezogene Ausbildung für JournalistInnen in Wien. Nach jahrelangen, ergebnislosen Diskussionen über die Sinnhaftigkeit derartiger Journalismus-Ausbildungen und über Zuständigkeiten von Interessensverbänden, Bund und Land formierte sich schließlich ein unabhängiges Entwicklungsteam aus WissenschaftlerInnen und MedienpraktikerInnen (Andy Kaltenbrunner, Daniela Kraus, Matthias Karmasin, Thomas Bauer, Alfred J. Noll). Mit letztlich gemeinsamer Unterstützung sowohl von der Stadt Wien als auch vom Wissenschaftsministerium erarbeitete das Team Konzept und Curriculum. Der Diplomstudiengang wurde schließlich vom finanziellen Startförderer Stadt Wien an der FH der Wiener Wirtschaft als Träger-Fachhochschule angesiedelt. Reinhard Christl, davor Wirtschaftsjournalist bei Profil, wurde zum ersten Leiter bestellt. Ihm folgte 2013 Nikolaus Koller, davor Redakteur bei "Die Presse".
2007 erfolgte die Umstellung der ursprünglich vierjährigen Diplomausbildung auf das dreijährige Bachelor-Studium. Seit 2009/2010 kann ein Master-Programm („Journalismus & Neue Medien“) angeschlossen werden. Es werden sachliches, journalistisch-handwerkliches, ökonomisches und technisches Wissen sowie Sozialkompetenzen für die Arbeit in Medien vermittelt. Die Ausbildung ist mehrmedial und sehr praxisnah konzipiert, die Studierenden erwerben Kenntnisse in den Sparten Print, TV und Video, Radio und Audio sowie Neue Medien. Sehr rasch hatten sich wesentliche Medien am Standort Wien und deren Repräsentanten in Lehre, Praktika und als Arbeitgeber in das für Österreich noch neue Hochschulprogramm integriert.
Außerdem bietet die FHW ab dem Wintersemester 2014/15 den Bachelor-Studiengang, „Content-Produktion & Digitales Medienmanagement“, an. Dieser konzentriert sich auf Online-Journalismus und vermittelt JournalistInnen und QuereinsteigerInnen Fertigkeiten zur professionellen Konzeption und Gestaltung von Audio-, Video- & Bild-Content.
Im Weiterbildungsbereich gibt es an der FH Wien den „Akademischen Lehrgang Videojournalismus“, der gemeinsam mit dem WIFI der Wirtschaftskammer Wien und "News on Video" durchgeführt wird.

FHW, Institut für Journalismus & Medienmanagement,
Währinger Gürtel 97, 1180 Wien
Tel. 01/47677-0
http://www.fh-wien.ac.at/journalismus-medienmanagement

Fachhochschule des bfi Wien:
Der sechssemestrige Bachelor-Studiengang „Film-, TV- und Medienproduktion“ bietet eine Kombination aus Wirtschaft, Recht, Technik und Dramaturgie. Er vermittelt den notwendigen Überblick und das Wissen für die Film-, TV- und Medienproduktion, viele LektorInnen kommen aus der Praxis. Auch dieser Gründung waren mehrjährige Diskussionen in der Branche selbst – und die Suche nach Unterstützern im Bildungswesen – vorangegangen. Vor allem die Filmwirtschaft hatte sich professionellere Vorbereitung junger Produktions-MitarbeiterInnen in betriebswirtschaftlichen, ebenso wie in branchenbezogenem Themen gewünscht. 2010 entwickelte ein Team um Medienhaus Wien im Auftrag der Stadt Wien ein Konzept, sowie in Folge ein detailliertes Curriculum gemeinsam mit der FH des bfi. Die ersten StudentInnen starteten 2011.
Berufsfelder ergeben sich vorrangig in der Filmwirtschaft, beim Fernsehen und in der TIME-Industrie (Telekommunikation, Information, Medien, Entertainment), etwa als Multimedia-ProduzentIn, ProduktionsleiterIn, cross-mediale VertriebsexpertInnen oder FilmgeschäftsführerIn. Es gibt zwei Spezialisierungsrichtungen (Wahlpflichtmodule): Digital Production und Produktionsfinanzierung.
Seit kurzem wird ergänzend ein MBA-Studium in "Film, TV & Digital Media" angboten. Der Studiengang ist kostenpflichtig (insg. 12.500 Euro, Stipendien möglich), dauert drei Semster und ist im Vergleich zum Bachelor-Studium stärker international ausgerichtet. Unterrichtssprachen sind Deutsch und Englisch, ein Schwerpunkt ist dem Gamesbereich gewidmet.

FH des bfi Wien, Studiengang Film-, TV- und Medienproduktion,
Media Quarter Marx 3.4, Maria Jacobi Gasse 1, 1030 Wien
Tel. 01/7201286
http://www.fh-vie.ac.at/Studium/Bachelor/Film-TV-und-Medienproduktion

Fachhochschule Joanneum Graz:
In Graz wird an der Fachhochschule Joanneum der Studiengang „Journalismus und Unternehmenskommunikation“ angeboten. Die AbsolventInnen werden für Tätigkeiten in PR und Öffentlichkeitsarbeit, aber auch im Journalismus ausgebildet. Zum Leiter ab Start 2002 des für Österreich damals neuartigen Konzepts wurde Heinz M. Fischer, zuvor Pressesprecher der steirischen Landesregierung, bestellt. Ein besonderer Schwerpunkt des Studiengangs liegt auf Kommunikationsberufen in Wirtschaft, Industrie, Politik, Verwaltung und Non-Profit-Organisationen. Zu den wesentlichen Zielen des sechssemestrigen Bachelor-Studiums zählen die Aneignung von Medienkompetenz, der gekonnte Umgang mit Sprache und Texten sowie die Gestaltung von Medieninhalten.
Im Bereich Journalismus erhalten die Studierenden vertiefende Einblicke in die verschiedenen Tätigkeitsfelder des Print-, TV-, Radio- und Onlinejournalismus. Mit den reginonal bedeutsamen Mediengruppen wie der Styria oder dem ORF-Landesstudio gibt es Kooperationen. War zu Start dieses Studiengangs die Verknüpfung von Journalismus und PR in Teilen der Kommunikationswissenschaft noch umstritten, so hat sich mit veränderter Medien- und Berufssituation diese Öffnung mehrerer Felder, bei professioneller Abgrenzung der Tätigkeiten, für die AbsolventInnen als sehr sinnvoll herausgestellt.
Als inhaltlich naher Medien-Studiengang, der sich allerdings nicht vorrangig mit Journalismus beschäftigt, wird am Joanneum "Content-Strategie" angeboten. Dieses MA-Studium findet berufsbegleitend statt, dauert vier Semster und ist in ganz Europa die erste akademische Ausbildung dieser Art.

FH Joanneum, Department für Medien & Design,
Alte Poststraße 152, 8020 Graz
Tel. 0316/5453-8660
http://fh-joanneum.at/studium/department/medien-und-design/

Fachhochschule St. Pölten:
Für wirtschaftliche Medienberufe bildet der FH-Studiengang „Medienmanagement“ in St. Pölten aus. Die Studierenden erlernen Managementtechniken und Betriebswirtschaft, Unternehmensführung, Grundlagen der Medienwissenschaft sowie Sozialtechniken und zwei Fremdsprachen. Studierende können sich in höheren Semestern für zwei von drei Wahlmodulen entscheiden: Marketing und Unternehmenskommunikation, Content Management und Strategisches Management. Journalistische Grundkompetenz ist im Curriculum verankert und kann in Freifächern weiter ausgebaut werden.
Die Ausbildung zielt auf Berufe im Management ab, in der Administration oder im Controlling von Medienbetrieben sowie auf Tätigkeiten als MedienmanagerIn in Unternehmen, Parteien, Verbänden. Die AbsolventInnen sollen befähigt sein, Medienprojekte zu entwerfen und ihre technische und wirtschaftliche Durchführung zu leiten.
Nach dem sechssemestrigen Bachelor-Studiengang kann noch ein fachlich passendes, berufsbegleitendes Master-Studium in „Media Management“ angehängt werden, das sich ebenfalls aus Elementen der Medien- und Wirtschaftswissenschaften zusammensetzt und für Tätigkeiten in den Sparten Print, TV, Radio, Web und Social Media vorbereitet.
Als inhaltlich nahes Angebot wird in St. Pölten auch die Studienrichtung „Media- und Kommunikationsberatung“ (als Bachelor- und Master-Studium) geführt. Im WS 2014/15 startet mit „Mobile Marketing Management“ ein viersemestriger MAS-Studiengang, der ein österreichweit bisher einzigartiges Weiterbildungsangebot darstellt.
Das starke, auch ökonomische Engagement vom Land Niederösterreich und vor allem von der Stadt Sankt Pölten macht für die Studierenden eine solide, technisch gute Infrastruktur für das Medienmanagement-Studium möglich.

FH St. Pölten,
Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten
Tel. 02742/313228
http://www.fhstp.ac.at/de/studium-weiterbildung/medien-wirtschaft

Andere Fachhochschul-Studiengänge mit Medien-Schwerpunkt:
Eisenstadt: Das Bachelor- und Master-Studium „Information, Medien, Kommunikation“ der Fachhochschule Burgenland (http://www.fh-burgenland.at) zielt auf das Management und Design von Information und bildet Archivare ebenso aus wie E-Commerce-Consultants. Einzelne Module integrieren auch Journalistik.

Salzburg: Die Bachelor- und Master-Studiengänge „MultiMediaArt“ bzw. „MultiMediaTechnology“ an der Fachhochschule Salzburg (http://www.fh-salzburg.ac.at) beschäftigen sich vor allem mit gestalterischen bzw. technischen Aspekten von Medien, etwa mit Computeranimation, Gaming oder der Entwicklung von Apps und Social Media-Anwendungen.

Dornbirn: Das Bachelor- und Master-Studium „InterMedia“ der Fachhochschule Vorarlberg (http://www.fhv.at) setzt seine Schwerpunkte unter anderem auf Branding und 3D-Design/Visualisierung.

Hagenberg: Die FH Oberösterreich ist Pionier der Medienausbildung mit sehr hochwertiger IT-Fundierung. Angeboten werden das Bachelor- und Master-Studium „Kommunikation, Wissen, Medien“ am Campus Hagenberg (http://www.fh-hagenberg.at). Daneben gibt es mehrere technische Studiengänge, die sich mit Bereichen der Medienentwicklung beschäftigen, etwa „Medientechnik und -design (BA)“, „Interactive Media (MA)“, „Mobile Computing (BA, MA)“ oder „Digital Arts (MA)“.