Journalismus-Ausbildung in Österreich
Zur Geschichte
Sehr lange hielt sich in Österreich jenes Selbst- und Fremdverständnis, dass Journalismus ein Begabungsberuf sei, geboren aus Genie wie jenem des Schriftstellers und daher auch nicht lehr- und lernbar. Schon 1903 ging deswegen das Angebot des ungarisch-amerikanischen Verlegers Joseph Pulitzer, zwei Millionen Dollar in eine Journalistenschule in Wien zu investieren, ins Leere. Die Journalistenvertreter räsonierten darüber lange, doch ergebnislos. Pulitzers Geld ging laut testamentarischer Verfügung dann 1912 an die Columbia University in New York. Auch in der Ersten Republik konnten sich in Österreich solche Ausbildungsstätten nicht etablieren. Der Beruf sei direkt in der Redaktion von den erfahrenen Journalisten zu erlernen, galt als unbestrittene These.
Während in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, schon ab Ende der 1940er Jahre, Bildungseinrichtungen gegründet wurden (1949 etwa die Deutsche Journalistenschule in München), dominierte in Österreich die Begabungsideologie weiterhin jede Debatte um Journalistenausbildung. Die wichtigste Aufgabe bei der Rekrutierung und Einarbeitung des Nachwuchses hatten die starken Parteizeitungen. Chef- und Lehrredakteure nahmen die Jungen unter die Fittiche. Partei- und medienübergreifende Bildung war kaum vorgesehen.
Erste solche Ausbildungsinitiativen wurden in Österreich Ende der 1970er Jahre gesetzt, als beim deutschen Nachbarn längst ein systematischer Auf- und Ausbau von Angeboten an Universitäten, Akademien und in überbetrieblichen Bildungsstätten vorangetrieben wurde. 1978 gründeten die Journalistengewerkschaft (geleitet von Günther Nenning), der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ, geleitet von Walter Schaffelhofer) und der Österreichische Zeitschriftenverband (ÖZV) das Kuratorium für Journalistenausbildung mit Sitz in Salzburg als gemeinnützigen Verein unter der Leitung des späteren Münchner Universitätsprofessors Heinz Pürer.
Immer wieder entstanden auch in Einzelmedien dann mehr oder weniger kurzfristig ein- und durchgeführte Lehrredaktionen, boten parteipolitisch, kirchlich, gewerkschaftlich oder auch regional organisierte Träger Seminarreihen und Programme für Journalisten an. Gleichzeitig erlebten die einschlägigen Universitätsinstitute mit medien- und kommunikationswissenschaftlichen Disziplinen einen Studierenden-Boom. Der Medienmarkt prosperierte, Hunderte inskribierten jedes Semester neu viele aber in der Fehlannahme, es würde dabei auch eine praxisnahe, womöglich handwerkliche Ausbildung für Journalismus in Print, Radio, TV angeboten werden.
Während in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, schon ab Ende der 1940er Jahre, Bildungseinrichtungen gegründet wurden (1949 etwa die Deutsche Journalistenschule in München), dominierte in Österreich die Begabungsideologie weiterhin jede Debatte um Journalistenausbildung. Die wichtigste Aufgabe bei der Rekrutierung und Einarbeitung des Nachwuchses hatten die starken Parteizeitungen. Chef- und Lehrredakteure nahmen die Jungen unter die Fittiche. Partei- und medienübergreifende Bildung war kaum vorgesehen.
Erste solche Ausbildungsinitiativen wurden in Österreich Ende der 1970er Jahre gesetzt, als beim deutschen Nachbarn längst ein systematischer Auf- und Ausbau von Angeboten an Universitäten, Akademien und in überbetrieblichen Bildungsstätten vorangetrieben wurde. 1978 gründeten die Journalistengewerkschaft (geleitet von Günther Nenning), der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ, geleitet von Walter Schaffelhofer) und der Österreichische Zeitschriftenverband (ÖZV) das Kuratorium für Journalistenausbildung mit Sitz in Salzburg als gemeinnützigen Verein unter der Leitung des späteren Münchner Universitätsprofessors Heinz Pürer.
Immer wieder entstanden auch in Einzelmedien dann mehr oder weniger kurzfristig ein- und durchgeführte Lehrredaktionen, boten parteipolitisch, kirchlich, gewerkschaftlich oder auch regional organisierte Träger Seminarreihen und Programme für Journalisten an. Gleichzeitig erlebten die einschlägigen Universitätsinstitute mit medien- und kommunikationswissenschaftlichen Disziplinen einen Studierenden-Boom. Der Medienmarkt prosperierte, Hunderte inskribierten jedes Semester neu viele aber in der Fehlannahme, es würde dabei auch eine praxisnahe, womöglich handwerkliche Ausbildung für Journalismus in Print, Radio, TV angeboten werden.
Die Entstehung zeitgemäßer Ausbildungsstätten
Der 1996 startende, jeweils einjährige redaktionslehrgang magazinjournalismus des Nachrichtenmagazins profil (gegründet von Andy Kaltenbrunner, Hubertus Czernin) und des Publizistik-Institutes der Universität Wien (Thomas Bauer) bekam Modellcharakter wegen seines Brückenschlags von Praxis zu Universität, Begleitforschung und der in Folge intensiv geführten Branchen- und Wissenschaftsdiskussion über Österreichs Journalismus als Beruf ohne (Aus-)Bildung. Die erste Version von publizistik.net entstand in diesem Umfeld und präsentierte parallel zu den Publikationen und Diskussionen zum Thema ab 2001 im Internet Dutzende renommierte Journalistenschulen, Hochschulen und universitätsgebundene Intensivausbildungsprogramme für JournalistInnen in Deutschland. Das machte erneut deutlich: Es gab kein vergleichbar auf Journalismus und neue Medienberufe fokussiertes, von Theorie geleitetes, aber zur Praxis hinführendes Angebot in Österreich. Österreich hinkt in diesem Feld weit hinter den internationalen Standards nach, fasste 2002 eine Studie im Auftrag von Wissenschaftsministerium und Stadt Wien zusammen und schlug als wesentliche Maßnahme die Entwicklung zeitgemäßer Fachhochschul-Programme für Journalismus, Medienmanagement und interaktive, digitale TV- und Medienproduktion am zentralen Medienstandort in Wien vor.
Zuerst ging aber die Steiermark an den Start. Ein FH-Studiengang für Journalismus und Unternehmenskommunikation wurde in Graz am Joanneum begonnen (2002). Der FH-Studiengang Journalismus und Medienmanagement wurde im Jahr darauf in Wien an der FH der Wirtschaft eingerichtet. Seither kamen zahlreiche Aus- und Weiterbildungsangebote für JournalistInnen dazu an Hochschulen gebunden, in Akademien verankert, aus kommerziellen, privaten Initiativen entstanden, als Weiterbildungs-Lehrgänge an Universitäten konzipiert.
Digitalisierung, Medienkonvergenz und ganz neue Berufsbilder in der Medienproduktion provozierten nach der Jahrtausendwende rasches Wachstum privater und öffentlicher Angebote bei wenig Begleitforschung und Qualitätskontrolle und geringer Kooperation der verschiedenen Träger. Der plötzliche Aufbau nach langer Lethargie im Sektor zeigte auch: Das Berufbild franst aus, die Übergänge von journalistischen Fertigkeiten zu technischen Skills werden fließend, die Abgrenzung zu Public Relations, Corporate und Public Communication in Berufspraxis, Aus- und Weiterbildung wird immer schwieriger.
Das ursprünglich an Markt und Bildungskonzepten der 1970er Jahre orientierte System der Presseförderung, das die Einrichtungen der Sozialpartner, Parteien und Kirchen wesentlich bei der Journalistenausbildung unterstützt, reagiert nur träge auf den neuen, veränderten Bedarf. Ab 2010 wurden zudem die Mittel der staatlichen Presseförderung generell gekürzt. Das wirkte sich auch auf die darin geförderten, traditionelleren Journalismusprogramme aus und macht die Unterstützung moderner, neuer Bildungsprogramme fast unmöglich.
Zuerst ging aber die Steiermark an den Start. Ein FH-Studiengang für Journalismus und Unternehmenskommunikation wurde in Graz am Joanneum begonnen (2002). Der FH-Studiengang Journalismus und Medienmanagement wurde im Jahr darauf in Wien an der FH der Wirtschaft eingerichtet. Seither kamen zahlreiche Aus- und Weiterbildungsangebote für JournalistInnen dazu an Hochschulen gebunden, in Akademien verankert, aus kommerziellen, privaten Initiativen entstanden, als Weiterbildungs-Lehrgänge an Universitäten konzipiert.
Digitalisierung, Medienkonvergenz und ganz neue Berufsbilder in der Medienproduktion provozierten nach der Jahrtausendwende rasches Wachstum privater und öffentlicher Angebote bei wenig Begleitforschung und Qualitätskontrolle und geringer Kooperation der verschiedenen Träger. Der plötzliche Aufbau nach langer Lethargie im Sektor zeigte auch: Das Berufbild franst aus, die Übergänge von journalistischen Fertigkeiten zu technischen Skills werden fließend, die Abgrenzung zu Public Relations, Corporate und Public Communication in Berufspraxis, Aus- und Weiterbildung wird immer schwieriger.
Das ursprünglich an Markt und Bildungskonzepten der 1970er Jahre orientierte System der Presseförderung, das die Einrichtungen der Sozialpartner, Parteien und Kirchen wesentlich bei der Journalistenausbildung unterstützt, reagiert nur träge auf den neuen, veränderten Bedarf. Ab 2010 wurden zudem die Mittel der staatlichen Presseförderung generell gekürzt. Das wirkte sich auch auf die darin geförderten, traditionelleren Journalismusprogramme aus und macht die Unterstützung moderner, neuer Bildungsprogramme fast unmöglich.
Differenzierte Ausbildung für neue Berufsbilder
Die prinzipielle Notwendigkeit von Professionalisierung im Journalismus und über Ausbildung als deren Voraussetzung ist nun aber auch in Österreich Grundkonsens. Nach der jahrzehntelangen Debatte zur grundsätzlichen Machbarkeit und Sinnhaftigkeit von JournalistInnen-Ausbildung ist nun eine Diskussion über Qualität, Nachhaltigkeit und Zukunftsträchtigkeit der jeweiligen Programmangebote in sich rasch ändernden Medienzeiten im Gang.
Vor allem die Weiterbildungsangebote für JournalistInnen rücken wegen des Strukurwandels, der in den vergangenen Jahren auch Österreich erfasst hat, ins Zentrum des Interesses. Solche Höherqualifizierung, die etablierten Medien und JournalistInnen beim von Internet, Digitalisierung und Medienkonvergenz getriebenen Wandel helfen soll, ist bestenfalls international verankert, mit Innovationsorientierung und verfügt über einen anerkannten Abschluss. 2011 konnte sich als erste branchen- und unternehmensübergreifende Weiterbildungs-Einrichtung für JournalistInnen in Wien das forum journalismus und medien (fjum) etablieren dank finanzieller Basisfinanzierung der Stadt. Seit einigen Jahren werden außerdem mehrere berufsbegleitende Master-Programme für bereits aktive JournalistInnen an Hochschulen und Universitäten in Österreich angeboten.
Weiterhin sind aber für den Berufseinstieg in den Journalismus in Österreich, wie auch in Deutschland und der Schweiz, weder eine Lehre, noch andere Formen der Ausbildung verpflichtend vorgeschrieben. Der praktische Einstieg in den Journalismus findet meist weiter über freie Mitarbeit, Praktika oder Volontariate statt. Qualität und Ausmaß der Betreuung in den Redaktionen unterliegen allerdings keinen definierten Kriterien und variieren je nach Engagement und Ressourcen der routinierten KollegInnen.
Die Etablierung einschlägiger Fachhochschul-Studiengänge von Bachelor- und Master-Programmen hat dabei aber doch deutlich zur Verbesserung dieser begleiteten Praktikumsangebote geführt. Viele erfolgreiche PraktikerInnen engagieren sich in der Lehre, etwa als FH-LektorInnen und schulen damit zugleich eigene Skills als AusbildnerInnen. Gleichzeitig haben sich damit aber auch die Anforderungen beim Berufseinstieg deutlich erhöht. Die vormals im internationalen Vergleich sehr niedrige Akademisierungsrate unter JournalistInnen steigt kontinuierlich. Wie etwa die Daten des Journalisten-Reports zeigen, haben jüngere Journalismus-EinsteigerInnen (tendenziell mehr Frauen als Männer) auch eher abgeschlossene Ausbildungen und Studien vorzuweisen als ihre VorgängerInnen. Solche formalen Qualifikationen werden heute entgegen mancher beharrlicher Stimmen vom puren Begabungsberuf Journalismus bei BewerberInnen selbst für freie Mitarbeit, Volontariate und Redaktionspraktika meist vorausgesetzt. Bei neu angestellten JournalistInnen wird eine Ausbildung mit akademischem Abschluss zur Regel. Studienabbruch wird nur noch selten wie durchaus noch vor zwei, drei Jahrzehnten üblich als ideale Berufsvoraussetzung für JournalistInnen von eben diesen StudienabbrecherInnen selbst angeführt.
Das Angebot für angehende JournalistInnen hat sich also vielfach ausdifferenziert:
Neben unternehmensinternen Lehrredaktionen und berufsbegleitenden Aus- und Weiterbildungsprogrammen wurden Fachhochschul-Studiengänge vor allem in Wien, Graz und St. Pölten eingerichtet. Auch neue postgraduale Angebote etwa an der Donau-Universität in Krems wurden geschaffen. Journalismusschulen mit ihren praxisnahen Programmen entstanden neben den traditionell eher theorieorientierten kommunikationswissenschaftlichen Universitätsstudien, die aber unter neuem Legitimationsdruck ebenfalls immer öfter berufsnahe Angebote machen zumindest im Bereich der Master-Studien.
Vor allem die Weiterbildungsangebote für JournalistInnen rücken wegen des Strukurwandels, der in den vergangenen Jahren auch Österreich erfasst hat, ins Zentrum des Interesses. Solche Höherqualifizierung, die etablierten Medien und JournalistInnen beim von Internet, Digitalisierung und Medienkonvergenz getriebenen Wandel helfen soll, ist bestenfalls international verankert, mit Innovationsorientierung und verfügt über einen anerkannten Abschluss. 2011 konnte sich als erste branchen- und unternehmensübergreifende Weiterbildungs-Einrichtung für JournalistInnen in Wien das forum journalismus und medien (fjum) etablieren dank finanzieller Basisfinanzierung der Stadt. Seit einigen Jahren werden außerdem mehrere berufsbegleitende Master-Programme für bereits aktive JournalistInnen an Hochschulen und Universitäten in Österreich angeboten.
Weiterhin sind aber für den Berufseinstieg in den Journalismus in Österreich, wie auch in Deutschland und der Schweiz, weder eine Lehre, noch andere Formen der Ausbildung verpflichtend vorgeschrieben. Der praktische Einstieg in den Journalismus findet meist weiter über freie Mitarbeit, Praktika oder Volontariate statt. Qualität und Ausmaß der Betreuung in den Redaktionen unterliegen allerdings keinen definierten Kriterien und variieren je nach Engagement und Ressourcen der routinierten KollegInnen.
Die Etablierung einschlägiger Fachhochschul-Studiengänge von Bachelor- und Master-Programmen hat dabei aber doch deutlich zur Verbesserung dieser begleiteten Praktikumsangebote geführt. Viele erfolgreiche PraktikerInnen engagieren sich in der Lehre, etwa als FH-LektorInnen und schulen damit zugleich eigene Skills als AusbildnerInnen. Gleichzeitig haben sich damit aber auch die Anforderungen beim Berufseinstieg deutlich erhöht. Die vormals im internationalen Vergleich sehr niedrige Akademisierungsrate unter JournalistInnen steigt kontinuierlich. Wie etwa die Daten des Journalisten-Reports zeigen, haben jüngere Journalismus-EinsteigerInnen (tendenziell mehr Frauen als Männer) auch eher abgeschlossene Ausbildungen und Studien vorzuweisen als ihre VorgängerInnen. Solche formalen Qualifikationen werden heute entgegen mancher beharrlicher Stimmen vom puren Begabungsberuf Journalismus bei BewerberInnen selbst für freie Mitarbeit, Volontariate und Redaktionspraktika meist vorausgesetzt. Bei neu angestellten JournalistInnen wird eine Ausbildung mit akademischem Abschluss zur Regel. Studienabbruch wird nur noch selten wie durchaus noch vor zwei, drei Jahrzehnten üblich als ideale Berufsvoraussetzung für JournalistInnen von eben diesen StudienabbrecherInnen selbst angeführt.
Das Angebot für angehende JournalistInnen hat sich also vielfach ausdifferenziert:
Neben unternehmensinternen Lehrredaktionen und berufsbegleitenden Aus- und Weiterbildungsprogrammen wurden Fachhochschul-Studiengänge vor allem in Wien, Graz und St. Pölten eingerichtet. Auch neue postgraduale Angebote etwa an der Donau-Universität in Krems wurden geschaffen. Journalismusschulen mit ihren praxisnahen Programmen entstanden neben den traditionell eher theorieorientierten kommunikationswissenschaftlichen Universitätsstudien, die aber unter neuem Legitimationsdruck ebenfalls immer öfter berufsnahe Angebote machen zumindest im Bereich der Master-Studien.